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8
Sep
2009

Aus der Therapiekatze wird ein Therapiehund

Ein FSJ-Schild hätte ich brauchen können, fällt mir relativ schnell ein. To tell the difference. Eingefallen ist es mir, als mich einer der Ärzte kurz nach der Übergabe zwischen Früh und Spätschicht – bei der ich natürlich teilgenommen habe! – fragt, wer ich eigentlich bin. Neue Patientin…? Oder als mich die mitleidige Frau am Patientenbistro darauf hinweist, dass mir 15 Cent Pfand zustehen. Mit diesem strahlenden Lächeln!

„Ja, du kiffst doch auch!“ nuschelt der Metha-Patient. „Ja, vom Aussehen halt.“

Im Gespräch mit einem Patienten lache ich über diese Verwechslung. FSJ-Schild…Aber nein, es ist (noch) gut so. Ich sitze draußen, ich assimiliere mich. Stehe leider auch zwischen den Fronten: Jeder Streit zwischen Patient und Personal hat seine zwei Versionen und ich kriege BEIDE mit. Noch gelingt mit der Sprung von Raucherrampe, auf dem Boden sitzend bei den Leuten, zum Stationszimmer. Noch komme ich gut mit dem Personal aus und noch verstummen die Patienten nicht, wenn ich mich dazustelle. Ich hoffe, das bleibt so.

Ja, die Therapiekatze wird jetzt zum Therapiehund. Schmusen kann ich mit beiden, auch ohne FSJ-Schild. Gottseidank.

„Endlich mal ne Coole ausm Personal!“. Bei direktem Patientenkontakt muss man natürlich aufpassen: sich nicht täuschen lassen, den die Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge, die Hemmschwelle existiert nicht mehr. Aussprechen wird sehr, sehr leicht gemacht.

Zwei Entlassungen und drei Abbrüche habe ich miterlebt. Diejenigen, die abbrechen, sehen einem nicht mehr in die Augen. Dann ist man plötzlich doch der Gegner vom Personal. Oder verkörpert doch irgendwie das eigene Versagen. Zweimal „Tschüss“ kriege ich gemurmelt. In die Augen sieht mir nicht mal der, der mit mir noch über die Verwechslung Patient-Personal gelacht hat.

Eigentlich nur ein Streit. Scheiß Ehre, denke ich mir, als er vorbeiläuft. „Der spinnt doch“ , meint der andere „nach zwei Wochen ist das Zeug doch noch lang nicht draußen! Was denken die Leut´ eigentlich?“. „Wie die Kinder“, sagt die Schwester. „Wenns einmal nicht nach denen geht.“
Aber ganz dahinter steht dann eigentlich nur der Suchtdruck. Der macht affig, der macht mürbe. Konsequentes Gehen wird dann leichter gemacht. Den eigenen Kopf durchsetzen auch. Suchtdruck. Und am Ende merken sie den Druck nicht direkt und vielleicht merken sie auch nicht, dass sie beim Tschüsssagen nicht mal Augenkontakt herstellen können…
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Zuletzt aktualisiert: 19. Nov, 06:51

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