Ich- ein Wackelkandidat
Sehr geehrter Pater,
Ich wollte mich hiermit einigermaßen persönlich für mein Fehlen bei dem Abschiedsgrillen entschuldigen.
Leider fühle ich mich in letzter Zeit in meiner Stufe nicht mehr sehr wohl. Und seit meinem Nasenbruch (falls sie davon etwas mitgekriegt haben sollten) kann ich mich auch nicht mehr ohne wirklich gute Freunde und ohne Angst und Paranoia unter größere Menschenmassen mischen.
Vor meinen Augen habe ich das Szenario gesehen, wie ich mit den Leuten, mit denen ich aus den Relikursen locker befreundet bin, rede und diese sich dann eben unter die Leute mischen. Ich hätte nicht mithalten können und am Ende wäre ich wohl allein irgendwo sitzen geblieben und wäre in meinen nächsten depressiven Anfall geschlittert.
Danke für zwei Jahre als guter und kompetenter Lehrer und danke für den Aufwand, ein Abschiedsgrillen zu organisieren. Ich hätte ihren Aufwand gern mit meinem Kommen honoriert, aber sie sagten zu Beginn von 12.1., dass wir das Abitur nicht nur schulisch, sondern auch psychisch gut meistern sollen und als Wackelkandidat bei Letzterem muss ich zur Zeit primär an mein eigenes Seelenheil denken.
Mit freundlichen Grüßen,
C.L.
Liebe Carolyn,
hab vielen Dank für Deine Mail!
In der Tat habe ich es sehr bedauert, dass Du am Montag nicht bei
unserem Treffen gewesen bist; natürlich kann ich Deine Gründe verstehen
und akzeptieren.
Du schreibst, dass es für Dich ein Thema ist, das Abitur psychisch gut
zu meistern. Ich finde es gut, dass Du Dich darum kümmerst – ich halte
das auch für sehr wichtig. Wenn Du von einem „depressiven“ Anfall
schreibst und diese Situation mit dem Nasenbeinbruch – von dem ich in
der Tat weiß – in Verbindung bringst (nur damit?), dann fände ich es
sehr gut, wenn Du über das Abitur hinaus etwas für Deine seelische
Gesundheit tust. Ob Du – über gute Freunde hinaus, die in einer solchen
Situation sehr hilfreich sind – wohl auch an professionelle Hilfe
denkst? – Ich fände das eine Überlegung wert.
Liebe Carolyn, ich möchte Dich natürlich nicht belehren oder
beseelsorgen – hört sich hoffentlich auch nicht so an -, doch „sorgen“
möchte ich mich schon. Falls Du von meiner Seite aus Unterstützung
brauchst, und sei es auch nur ein Gespräch oder so, dann lass mich das
doch wissen. – Wir dürfen ja sogar in der Zeit bis zum mündlichen Abitur
miteinander sprechen.
Dir einen guten Abend und alles Gute. Nochmals vielen Dank für Deine
Mail
Liebe Grüße
P.F.
Hups, da sind mir doch glatt ein paar pathetische Tränen aus den Augen gekullert.
Meine Offenheit sollte mir peinlich sein, aber. Egal.
Am Donnerstag dachte ich, ich bin von meiner Sozialphobie geheilt. Ich hab es geschafft, allein an den Menschen vorbeizulaufen, ich habe es geschafft, meine Runden zu drehen. Des Weiteren habe ich endlich mal wieder neue Leute kennen gelernt. Ich dachte, es geht wieder. Ich dachte, alles wird jetzt wieder gut, oder zumindest besser, so wie früher.
Dann war es am Freitag auch wieder gut, trotz Beerdigung am Vormittag. Dann war ein Rausch, dann war Musik. Dann war da ich, die in die Garderobe voller Bauern gerauscht ist. Dann waren gehässige Bemerkungen, deren Worte von meinem Gehirn gnädigerweise nicht verarbeitet wurden, aber der Ton macht die Musik. Dann Leute suchen, Freunde suchen, Freunde klammern. Dann trotzdem allein, aber gnädiges Alleinsein.
Ich habe eine Überweisung in die Neurologie im Leutkircher Krankenhaus, aber die ist fast ein Jahr alt. Und außerdem glaube ich, dass ich es vielleicht doch noch schaffen werde.
Ich wollte mich hiermit einigermaßen persönlich für mein Fehlen bei dem Abschiedsgrillen entschuldigen.
Leider fühle ich mich in letzter Zeit in meiner Stufe nicht mehr sehr wohl. Und seit meinem Nasenbruch (falls sie davon etwas mitgekriegt haben sollten) kann ich mich auch nicht mehr ohne wirklich gute Freunde und ohne Angst und Paranoia unter größere Menschenmassen mischen.
Vor meinen Augen habe ich das Szenario gesehen, wie ich mit den Leuten, mit denen ich aus den Relikursen locker befreundet bin, rede und diese sich dann eben unter die Leute mischen. Ich hätte nicht mithalten können und am Ende wäre ich wohl allein irgendwo sitzen geblieben und wäre in meinen nächsten depressiven Anfall geschlittert.
Danke für zwei Jahre als guter und kompetenter Lehrer und danke für den Aufwand, ein Abschiedsgrillen zu organisieren. Ich hätte ihren Aufwand gern mit meinem Kommen honoriert, aber sie sagten zu Beginn von 12.1., dass wir das Abitur nicht nur schulisch, sondern auch psychisch gut meistern sollen und als Wackelkandidat bei Letzterem muss ich zur Zeit primär an mein eigenes Seelenheil denken.
Mit freundlichen Grüßen,
C.L.
Liebe Carolyn,
hab vielen Dank für Deine Mail!
In der Tat habe ich es sehr bedauert, dass Du am Montag nicht bei
unserem Treffen gewesen bist; natürlich kann ich Deine Gründe verstehen
und akzeptieren.
Du schreibst, dass es für Dich ein Thema ist, das Abitur psychisch gut
zu meistern. Ich finde es gut, dass Du Dich darum kümmerst – ich halte
das auch für sehr wichtig. Wenn Du von einem „depressiven“ Anfall
schreibst und diese Situation mit dem Nasenbeinbruch – von dem ich in
der Tat weiß – in Verbindung bringst (nur damit?), dann fände ich es
sehr gut, wenn Du über das Abitur hinaus etwas für Deine seelische
Gesundheit tust. Ob Du – über gute Freunde hinaus, die in einer solchen
Situation sehr hilfreich sind – wohl auch an professionelle Hilfe
denkst? – Ich fände das eine Überlegung wert.
Liebe Carolyn, ich möchte Dich natürlich nicht belehren oder
beseelsorgen – hört sich hoffentlich auch nicht so an -, doch „sorgen“
möchte ich mich schon. Falls Du von meiner Seite aus Unterstützung
brauchst, und sei es auch nur ein Gespräch oder so, dann lass mich das
doch wissen. – Wir dürfen ja sogar in der Zeit bis zum mündlichen Abitur
miteinander sprechen.
Dir einen guten Abend und alles Gute. Nochmals vielen Dank für Deine
Liebe Grüße
P.F.
Hups, da sind mir doch glatt ein paar pathetische Tränen aus den Augen gekullert.
Meine Offenheit sollte mir peinlich sein, aber. Egal.
Am Donnerstag dachte ich, ich bin von meiner Sozialphobie geheilt. Ich hab es geschafft, allein an den Menschen vorbeizulaufen, ich habe es geschafft, meine Runden zu drehen. Des Weiteren habe ich endlich mal wieder neue Leute kennen gelernt. Ich dachte, es geht wieder. Ich dachte, alles wird jetzt wieder gut, oder zumindest besser, so wie früher.
Dann war es am Freitag auch wieder gut, trotz Beerdigung am Vormittag. Dann war ein Rausch, dann war Musik. Dann war da ich, die in die Garderobe voller Bauern gerauscht ist. Dann waren gehässige Bemerkungen, deren Worte von meinem Gehirn gnädigerweise nicht verarbeitet wurden, aber der Ton macht die Musik. Dann Leute suchen, Freunde suchen, Freunde klammern. Dann trotzdem allein, aber gnädiges Alleinsein.
Ich habe eine Überweisung in die Neurologie im Leutkircher Krankenhaus, aber die ist fast ein Jahr alt. Und außerdem glaube ich, dass ich es vielleicht doch noch schaffen werde.
cleeo - 13. Jun, 17:41