...
Wie ich es irgendwann später schaffen soll, zu Hause anzurufen, oder sogar nach Hause zurückzukehren, weiß ich nicht…
Wenn sie redet, ist meine Toleranz sehr sehr dünn.
Ich höre zu. Versuche es. Hören mir entweder ihr Gejammer dann, werde davon auch berührt. Höre mir ihre 0815 politisch-kritischen Thesen an, wenn die Nachrichten laufen. Früher fand ich sie intelligent, gebildet. Dieses Bild bekam nach und nach Risse. Und zerbrach ann schließlich völlig. Jetzt höre ich ihr zu und höre ihr doch wieder nicht zu. Fieserweise erkenne ich mich in ihrem proklamierten Halbwissen und ihrer Radikalität stellenweise wieder.. dann könnte ich kotzen…
Ich habe keine Lust, zu reden. Nicht über die Schule, die Arbeit, Freunde.
Wenn sie da hocken und ihre Bestellung aufgeben, die ich doch bitte machen soll, könnte ich weinen. Warum, weiß ich nicht. Vielleicht, weil sie immer zu einer Zeit kommen, in der ich schon 5 Stunden gearbeitet habe und meine Nerven langsam schon bedrohlich zittern. Vielleicht weil ich spüre, dass sie nur Stolz auf mich sein können, wenn ich Salat mache, Käse oder Wurst schneide, Kuchen anrichte. Weil das soviel besser ist, als spülen.
Vielleicht auch, weil es ganz anders klingt, wenn die Tochter in einer GASTSTÄTTE jobbt und nicht in einem kleinen, minderwertigen Betrieb, mit totalitären Chefs, nonexistenten Menschenrechten und schlechter Bezahlung. Weil sie von meinen drei Jahren partieller Hölle dort die Augen verschlossen haben. Als wäre dies mein erster Job oder doch zumindest der erste ernstzunehmende.
Ich könnte mich ja in ihrer Aufmerksamkeit sonnen. Ich tus nicht.
Denn da sind die zitternden Nerven, die Tränen, die mir vor zwei Tagen in die Augen geschossen sind. Da sind diese subtilen Anzeichen der letzten Jahre, die mich als ihre Tochter zum Objekt ihres elterlichen Narzissmus degradieren.
Wieviel Text ich in dem Theaterstück habe. Wieviele Körbe ich im Spiel geschossen habe. Wieviel Kilometer gejoggt in was für einer Zeit. Blabla.
Interesse, vordergründig für MICH, aber doch eigentlich nur Interesse an der LEISTUNG. Und Leistung wird in einer Sportlerfamilie eben anders gemessen. Ein Schlag ins Gesicht für sie, dass die Tochter im Alter faul und pummelig war. Schulterkloppen als sich die Tochter, immer noch pummelig, in den Sportarten durchprobierte. Wieder ein Schlag, als alles der Reihe nach aufgeben wurde. Von 5mal die Woche, von Basketball, Karate, Handball, Jogging, Aerobic, zu 3mal, zu 1mal. Zu nie wieder. Jedenfalls so lange nicht, bis ich mal joggen gehen kann, ohne heimzukommen und gefragt zu werden: wie lang, wie weit, in was für einer Zeit…?
Oder der Schlag ins Gesicht, als sich die Tochter in der Pubertät zurückzog. Wenig Freunde, wenig Kontakte. „Mach doch mal was, Carolyn.“. Unterschwellig die Frage: Warum hast du so wenig Freunde, warum gehst du nicht weg? Unterschwellig die Angst, einen bücherlesenden Psychopathen am hochgelobten Busen großzuziehen. Den Kontrast zu den leutseligen, kontaktfreudigen Eltern.
Irgendwann der Kontrast zu meiner Mutter. Weil mein Leben sich nicht um 90-60-90 dreht, nicht darum, gut auszusehen, NORMAL und SO VORTEILHAFT WIE MÖGLICH auszusehen.
Simultan und widersprüchlich dazu aber die Angst meiner Mutter, eine NymphomaninSchlampe im Haus zu haben. „Wie stehts mit deiner Jungfräulichkeit, Carolyn?“. „Sex, Sex, Sex, dir geht’s nur darum, Carolyn.“ Die Tirade meiner Mutter verfolgt mich immer noch, zuletzt heute Mittag. Das Mal davor hätte ich ihr ihren Spruch am liebsten zurück geschlagen. Nebeneinander schlafen?? –„Dir wäre aufeinander lieber, was?“. Das Oberteil ist weg? –„Musst du halt überlegen, wo du dich zuletzt entblättert hast.“ Und härtere Kaliber. Deklassierend. Entwürdigend.
Jetzt kann ich mit ihnen nur noch oberflächlich reden. Vor allem mit ihr. Freunde werden wir wohl nie werden, aber schließlich sind es ja meine Eltern. Leider liegt zwischen uns viel mehr als eine generation gap, ein bloßer Altersunterschied, charakterliche Differenzen. Gottseidank kann sich Oberflächlichkeit immer irgendwie arrangieren.
Wenn sie redet, ist meine Toleranz sehr sehr dünn.
Ich höre zu. Versuche es. Hören mir entweder ihr Gejammer dann, werde davon auch berührt. Höre mir ihre 0815 politisch-kritischen Thesen an, wenn die Nachrichten laufen. Früher fand ich sie intelligent, gebildet. Dieses Bild bekam nach und nach Risse. Und zerbrach ann schließlich völlig. Jetzt höre ich ihr zu und höre ihr doch wieder nicht zu. Fieserweise erkenne ich mich in ihrem proklamierten Halbwissen und ihrer Radikalität stellenweise wieder.. dann könnte ich kotzen…
Ich habe keine Lust, zu reden. Nicht über die Schule, die Arbeit, Freunde.
Wenn sie da hocken und ihre Bestellung aufgeben, die ich doch bitte machen soll, könnte ich weinen. Warum, weiß ich nicht. Vielleicht, weil sie immer zu einer Zeit kommen, in der ich schon 5 Stunden gearbeitet habe und meine Nerven langsam schon bedrohlich zittern. Vielleicht weil ich spüre, dass sie nur Stolz auf mich sein können, wenn ich Salat mache, Käse oder Wurst schneide, Kuchen anrichte. Weil das soviel besser ist, als spülen.
Vielleicht auch, weil es ganz anders klingt, wenn die Tochter in einer GASTSTÄTTE jobbt und nicht in einem kleinen, minderwertigen Betrieb, mit totalitären Chefs, nonexistenten Menschenrechten und schlechter Bezahlung. Weil sie von meinen drei Jahren partieller Hölle dort die Augen verschlossen haben. Als wäre dies mein erster Job oder doch zumindest der erste ernstzunehmende.
Ich könnte mich ja in ihrer Aufmerksamkeit sonnen. Ich tus nicht.
Denn da sind die zitternden Nerven, die Tränen, die mir vor zwei Tagen in die Augen geschossen sind. Da sind diese subtilen Anzeichen der letzten Jahre, die mich als ihre Tochter zum Objekt ihres elterlichen Narzissmus degradieren.
Wieviel Text ich in dem Theaterstück habe. Wieviele Körbe ich im Spiel geschossen habe. Wieviel Kilometer gejoggt in was für einer Zeit. Blabla.
Interesse, vordergründig für MICH, aber doch eigentlich nur Interesse an der LEISTUNG. Und Leistung wird in einer Sportlerfamilie eben anders gemessen. Ein Schlag ins Gesicht für sie, dass die Tochter im Alter faul und pummelig war. Schulterkloppen als sich die Tochter, immer noch pummelig, in den Sportarten durchprobierte. Wieder ein Schlag, als alles der Reihe nach aufgeben wurde. Von 5mal die Woche, von Basketball, Karate, Handball, Jogging, Aerobic, zu 3mal, zu 1mal. Zu nie wieder. Jedenfalls so lange nicht, bis ich mal joggen gehen kann, ohne heimzukommen und gefragt zu werden: wie lang, wie weit, in was für einer Zeit…?
Oder der Schlag ins Gesicht, als sich die Tochter in der Pubertät zurückzog. Wenig Freunde, wenig Kontakte. „Mach doch mal was, Carolyn.“. Unterschwellig die Frage: Warum hast du so wenig Freunde, warum gehst du nicht weg? Unterschwellig die Angst, einen bücherlesenden Psychopathen am hochgelobten Busen großzuziehen. Den Kontrast zu den leutseligen, kontaktfreudigen Eltern.
Irgendwann der Kontrast zu meiner Mutter. Weil mein Leben sich nicht um 90-60-90 dreht, nicht darum, gut auszusehen, NORMAL und SO VORTEILHAFT WIE MÖGLICH auszusehen.
Simultan und widersprüchlich dazu aber die Angst meiner Mutter, eine Nymphomanin
Jetzt kann ich mit ihnen nur noch oberflächlich reden. Vor allem mit ihr. Freunde werden wir wohl nie werden, aber schließlich sind es ja meine Eltern. Leider liegt zwischen uns viel mehr als eine generation gap, ein bloßer Altersunterschied, charakterliche Differenzen. Gottseidank kann sich Oberflächlichkeit immer irgendwie arrangieren.
cleeo - 14. Apr, 18:42