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26
Nov
2008

...

Laufen. Vier Kilometer schon, das Städtchen naht, der Bahnhof. Kein Zeitgefühl, keine Uhrzeit zum Ausgleich. Ein Auto hält. „Soll ich dich ein Stück mitnehmen?“. Ich bin zu durch von der Nacht, zwischen Schlafen und Wachen. Zuviel „Urvertrauen“. Zu wenig schlechte Erfahrungen?
Ungepflegte Hände. Warum auch immer, er nimmt mich mit, nicht mal einen Kilometer weit. Was er wohl erwartet hat?

Meine Mutter hat mich mehr oder weniger aus dem Auto geschmissen. Die Stadt so weit weg. Ich renne. So geht es schneller. Ein Auto fährt vorbei. Eine mitleidige Frau. „Du siehst aus, als ob dus eilig hättest..“. Kein Daumen damals. Noch nie gestoppt.
Plötzlich erschließen sich Alternativen.

Es ist Sommer und irgendwie bin ich auf die Idee gekommen, dahin zu gehen. Die erste fette Lüge an meine Eltern. Was sie wohl gesagt hätten, wenn ich gesagt hätte, ich warte auf den ersten Zug?
Um halb drei komme ich am Bahnhof an. Ein Gleichaltriger macht es ebenso. Es ist Sommer, es ist warm. Ich habe nicht einmal eine Jacke dabei. Es ist Sonntag und ich muss bis halb 8 warten.

Die schlechten Erfahrungen werden immer ausgeblendet. Traumatische Ereignisse sind nur im Moment schlimm. Nach soviel Kälte und soviel Scheiße bin ich heimgekommen, meistens gleich ins Bett. Dann blieben nur die positiven Erinnerungen. Wenn überhaupt. Da war keine Befriedigung, aber auch keine Leere. Auch kein unmittelbarer Reiz, alles zu wiederholen. Ich habe einfach wiederholt.

Ich wache aus meinem Halbschlaf auf, weil ich dachte, jemand steht vor. Mehrere Personen, die mich anstarren, wie ich im Sitzen und mit an den Körper gezogenen Knien an der Wand sitze. Sitze und schlafe.
Es ist Winter und ich habe geträumt. Ich bin allein. Damit die Kälte des Bodens nicht von meinem Hintern durch meinen Körper zieht, sitze ich auf einem meiner Pullis. Es ist Winter und ich sollte vielleicht eher nicht schlafen. Ich weiß nicht, ob man in Deutschland erfrieren kann. Die Kälte treibt die Farbe aus meinem Gesicht. Da ist nur diese Kälte.

Südländer eben. Ganz sanft nimmt er meine Hand zum Abschied und zieht mich zu sich. Nur ganz kurz berühren sich unsere Lippen. Unsere Zungen. Wie ein Blitzschlag.

Ich wache auf und weiß nichts mehr. Da war zuviel Alkohol. Da war irgendein Grund zum Feiern. Da ist dieser Mann auf mir, ich sehe sein Gesicht vor meinem. Jetzt weiß ich auch wieder, warum ich aufgewacht bin. Er versucht mich zu küssen, und schafft es. Ich sehe nur dieses dunkle Gesicht, diesen abartigen Blick. Nach einer gefühlten Ewigkeit befreie ich mich. Ich kann kaum noch gehen.

Der Joint geht rum. Wie selbstverständlich wurde er vor aller Augen gebaut. Jeder sieht es, jeder riecht es. Jedem ist es egal. Ihre kaum merkliche Geste wollte ich nicht überbewerten. Er geht weiter. Ohne mich. Bei der nächsten Runde bin ich dann dran. „Da wird kaum noch was drin sein.“

Irgendwie sieht er ganz schön fertig aus. So, wie ich mich irgendwie fühle.
Wir verabreden uns im Herrenklo. Unauffällig.
Später bin ich wieder wach.


Wir sind in der 5. Klasse oder so. Besinnungstage. Wir müssen jedem was Nettes schreiben. „Du bist echt voll okay“ steht auf meinem. Ich glaube, ich habe mich damals gefreut. Auch damals gab es Hierarchien, aber dieser anonyme Zettel, diese anonyme Bestätigung war abseits davon. Ganz simpel die Aussage. Es ging nicht um Coolness. Es ist egal, ob der Zettel von einem Jungen oder einem Mädchen geschrieben wurde. Egal ob Klassenpummel oder Klassenschönheit. Dieser Fakt verwirft die Oberflächlichkeit des Wortes „Bestätigung“.
Wir suchen unsere eigene Bestätigung, abseits von jedem Vorwurf der Geltungssucht.

...

Keine spezifische Angst vor schlecht(er)en Noten. Eine Angst vor dem Kollektiv.
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Zuletzt aktualisiert: 19. Nov, 06:51

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